Rezension zu: Rechts!? Eine Strategiedebatte

Rezension zu

Felix MENZEL (Hg.) / Robin CLASSEN / Carlos

VEÁSTEGUI / Gereon BREUER / Florian MÜLLER /

Johannes POENSGEN, Rechts!? Eine

Strategiedebatte. (Chemnitz 2017)

Von Marian Penko

Sechs Autoren debattieren darüber, was rechts ist

Das vom Blaue Narzisse Herausgeber Felix Menzel angestoßene Büchlein („BN-Anstoß XII“) versammelt sechs junge Theoretiker und Autoren und lässt sie darüber debattieren, was ‚rechts‘ überhaupt ist und wie es sich verändern müsste, um – als rechte Bewegung – erfolgreich zu sein. Die zentrale Frage – wie schon der Untertitel verrät – ist die der besten Strategie. Doch hier scheiden sich bereits die Geister der heutigen ‚Mosaik-Rechten‘: Vertraut man in den Aufstieg einer bürgerlichen Partei, setzt man auf den wachsenden Unmut im ‚Volk‘ (Stichwort: ‚Wutbürger‘) oder ist doch eine langfristige metapolitische Strategie und der Aufbau einer kulturellen Gegenhegemonie vonöten?

Die Jungautoren – allesamt aus dem Umkreis der Blauen Narzisse (Menzel, Classen, Verástegui, Breuer und Müller), der Zeitschrift Sezession (Poensgen) und der Libertären (Gereon Breuer) – sind allesamt zwischen Mitte 20 und Mitte 30 und eint die weltanschauliche Auffassung, dass die totalitäre Moderne überwunden werden müsse. In vier „Runden“ diskutieren die Teilnehmer in einer Art fingierten Gespräch Fragestellungen, die von dem als Moderator auftretenden Felix Menzel zu ‚Rundenbeginn‘ vorgegeben werden.

Antworten auf diese werden viele gegeben, eine gemeinsame Strategie wird jedoch nicht gefunden. Das große Verdienst des kleinen Beitrags ist dennoch Möglichkeiten und Grenzen rechter Strategie aufzuzeigen und zum selbstkritischen Reflektieren einzuladen.

Felix Menzel führt mit einer ausführlichen Einleitung in die erste Runde, welche der Frage gewidmet ist, was rechts sei – quasi dem, was die Rechten im Innersten zusammenhält.

Was ist rechts?

Menzel versteht unter ‚rechts‘ ganz allgemein „die patriotische Opposition in Deutschland und Europa, die für den Erhalt der eigenen Kultur und gegen Masseneinwanderung streitet“ (6). Für ihn scheint jedoch klar, dass sobald die Zahl der Asylbewerber etwas abebbt, der derzeitig große Zuspruch für die Rechte wieder abnehmen werde – so etwas, wie eine „Fundamentalopposition“ zu etablieren, verlaufe sich daher in eine Sackgasse. Nach Robin Classen müsse man „im Rahmen einer metapolitischen Strategie eine kulturelle Hegemonie oder zumindest ein attraktives Gegenangebot zum Bestehen errichten“ (11), um „für eine fundamentale Kehrtwende in der Gesellschaft zu sorgen“. Florian Müller, weniger ein Anhänger der Metapolitik, geht die Frage pragmatischer an und schließt sich der Forderung Menzels möglichst alle Lebensräume zu besetzen an: Was auf den Plan gerufen werden müssen, seien die „Wandergruppen, Stammtische, die Sportler, die Freunde der Selbstversorgung, die Gesangsvereine“ (20).

Mut zur Familie und föderale Reorganisation der Deutschen

Das meint Felix Menzel in der zweiten Runde mit „Ganzheitlichkeit“ durch „eigenverantwortliche Initiativen“ (27) Denn: „Wirksam sind wir erst dann, wenn sich wieder mehr junge Deutsche für eine Familiengründung entscheiden, sich vom gedankenlosen Massenkonsum abwenden, sich in ihrer Heimat in Vereinen engagieren und kleine Betriebe aufbauen“ (27). Carlos Wefers Verástegui sieht darin hingegen nicht die notwendige „Regeneration des Ganzen“ (34). Florian Müller greift diese pessimistische Ansicht auf: Angesichts dessen, dass „viele Gebiete innerhalb Deutschlands keine Zukunft für Deutsche mehr“ (41) hätten, müsse man mehr Föderalismus wagen: „An den Gedanken der föderalen Reorganisation werden sich die Deutschen (…) ohnehin gewöhnen müssen“ (41).

Die „Waschlappenhaftigkeit des Individuums“ und weltanschauliche Umnachtung

Während es in der dritten Runde um die fehlenden Widerstandskräfte im Volk (oder die „Waschlappenhaftigkeit“ des deutschen Individuums (Müller) ) geht, die Möglichkeit der Steuerverweigerung (Breuer) und darum, dass es der Auftrag an die „rechte Avantgarde“ sei „Perspektiven“ gegen die heutige Sinnlosigkeit aufzuzeigen (Classen), kippt das Gespräch in der vierten Runde schließlich vollends. Carlos Verástegui postuliert der unvermeidlichen Untergang der Deutschen und unterstellt en passent den Kapitalismusanhängern in der Runde weltanschauliche Umnachtung. Für Florian Müller, wie auch Breuer, liegt der Schlüssel in der Rekrutierung von neuen Mitgliedern für die Neue Rechte.

Keine abschließende Antwort, dafür eine entscheidende Frage

Ohne dass es zu einer abschließenden Zusammenfassung von Felix Menzel kommt – der wohl zu diesem Zeitpunkt eine möglicherweise eingeplante fünfte Runde bereits geschmissen hatte -, werden Johannes Poensgen die Schlussworte überlassen: „Was, wenn die Revolution, die Reconquista, [schon] da ist?“ – wir wüssten gar nicht, was mit dem Tag nach ‚Tag X‘ anzufangen sei. Eine Revolution sei womöglich gar nicht so abwegig, wir sollten uns daher mehr damit beschäftigen, was danach zu machen sei. Damit beschäftigt sich der Leser nach diesem plötzlichen, ergebnislosen Ende des Büchleins dann ebenfalls: Was damit zu machen sei.

1 Kommentar

  1. Carlos Wefers Verástegui sagt: Antworten

    Das ist die scharfsinnigste Rezension, die ich bisher gelesen habe.

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