Das dritte Gedicht von Chrono Logos aus der Serie die Moderne will mit einer mittlerweile allgemeinen Auffassung aufräumen, welche die sogenannte Sehnsucht nach „Der gute alten Zeit“ belächelt oder als absurd hinstellt, tatsächlich aber nur die Liebe zur Tradition im Visier hat.
Die Moderne 3 – Die Gute alte Zeit
Die Sehnsucht brennt oft in den Herzen
und niemals sei darob zu scherzen!
– Die Sehnsucht zur Vergangenheit
träumt von der „guten alten Zeit“,
doch kann man immer wieder lesen,
dass diese elend ward gewesen!
Recht unverständlich scheint das Ganze
– so sei der Wahrheit eine Lanze
gebrochen jetzt, denn wichtig ist,
dass man mit rechtem Maße misst!
Die Sehnsucht sucht nicht Elend, Not,
sondern der Existenz Gebot,
dass klar sei jedem, Frau und Mann,
woher das Sein und Leben kam!
Die Sehnsucht träumt in keinem Fall
vom Großbürger, der liberal
und weltoffen um Einfluss ringt,
weil Ausbeutung ihm Reichtum bringt,
nicht Fließbandarbeit, Seuchen, Pest
die Sehnsucht da entflammen lässt,
auch Sklaverei erfüllt mit Grauen
uns, wenn wir heute rückwärtsschauen
– was schlecht war und auch das, was reut,
meint nicht die „gute alte Zeit“!
Identität und Existenz
sind nicht des Zufalls Konsequenz,
sondern geschaffen und davon
zeugt unsere Religion
und in der Vormoderne war
den Leuten dieses völlig klar!
Auch viel an Übeln bald geschieht,
wenn sich der Staat nur selber sieht
und Demut von dem Volk verlangt,
dem er doch sein Bestehen verdankt,
das Ganze ist erbärmlich nur,
zu Grunde geht so die Kultur!
Die „gute alte Zeit“, sie sei
geschätzt, denn sie war wirklich frei
von Legitimitätsverirrung
und Staatsidentitätsverwirrung,
deswegen war in keinem Fall
sie aufgeklärt und liberal!