Hiroshima 1945

Hiroshima 1945

Der 06.08.1945 war der Tage eines amerikanischen Kriegsverbrechens, das unsere Geschichte bis heute prägt: Über der japanischen Stadt Hiroshima wirft der US-Bomber Enola Gay die erste Atombombe über einer Großstadt ab.

Die Gründe für den Atombombeneinsatz

Der Abwurf geschah aus verschiedenen Gründen:

Einerseits wollte das US-Oberkommando die zu erwartenden hohen Verluste bei einer Landung auf den japanischen Hauptinseln im Rahmen der Operation Downfall vermeiden. Die hohen Verluste bei der Eroberung der Inseln Okinawa und Iwojima, welche ingesamt 19.356 gefallene und 58.217 verwundete Amerikaner betrugen, ließen die Armeeführung zur Atombombe tendieren.

Andererseits wollte man aber vor allem die eigene politische Macht demonstrieren: Nach dem sowjetischen Kriegseintritt gegen Japan im August 1945 galt es auch dem Kommunismus die Überlegenheit des liberalen Systems zu demonstrieren und das, wenn nötig, auch durch die Opferung hunderttausender Zivilisten im Namen der Freiheit und der Menschenrechte.

Ein monströses Kriegsverbrechen

Die Detonation von „Little Boy“ kostete sofort zwischen 70.000 und 80.000 Menschen das Leben. Bis heute sterben noch damalige Einwohner von Hiroshima an den Spätfolgen des Angriffes – alleine bis 1946 starben schätzungsweise bis zu 188.000 Menschen.

Die persönliche Ebene der Katastrophe

Genauso wie Deutschland wurde Japan nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges von den (West-) Alliierten besetzt. Dementsprechend war auch kein Platz für eine tiefgehende Aufarbeitung der an den Verlierern begangenen Verbrechern – stattdessen wurde das Unrecht in den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten einfach hinuntergeschluckt und verdrängt, um sich ganz dem Wiederaufbau widmen zu können.

Doch 1973 begann ein Augenzeuge des Atombombenabwurfes von 1945 seine Erinnerungen zu publizieren – in der Form des Mangas, des japanischen Comics. Sein Name lautet Keiji Nakazawa.

Pro Woche zeichnet er 20 Seiten seiner Erinnerungen auf, bis diese auf mehr als 3000 Seiten dargelegt sind – wobei er nicht nur die Leiden der Opfer darstellt und den Überlebenskampf nach dem Bombenabwurf, sondern auch die Vorgeschichte, also das hypernationalistische Klima in Japan während des Zweiten Weltkriegs, verewigt. „Barfuß durch Hiroshima“ feiert mit seiner, für westliche Augen ungewöhnlichen, Darstellung der Ereignisse in Mangaform, vor allem im Westen Erfolge, so auch in Deutschland, wo es 1983 als erster Manga überhaupt erscheint.

https://www.youtube.com/watch?v=ab6Qc1zI9K0

Die Szenen sind im Gegensatz zu dem, was man in westlichen Zeichentrick sieht, vor allem erschreckend, entsprechen aber dem, was in Hiroshima geschah. Menschen, welche nur noch wandelnden Leichen gleichen, einstürzende, brennende Häuser, die Familien unter sich begraben und eine allgemeine Verzweiflung in der atomaren Apokalypse lassen die Bilder, wie die Hölle auf Erden erscheinen.

Wenn es ein künstlerisches Mahnmal für die Schrecken des Atomkrieges und den amerikanischen Imperialismus gibt, dann ist es „Barfuß durch Hiroshima“. Mit seinem Werk zeigte der 2012 verstorbene Nakazawa vor, wie eine Vergangenheitsbewältigung des Zweiten Weltkrieges aussehen kann, die weder in einen chauvinstischen Revisionismus, noch eine selbstmörderische Politik der Schuld abdriftet.

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