Leitbegriffe: Identität
Zur Verwirrung des Menschen im Liberalismus zählt die Tatsache, dass er sich oft der einfachsten Begriffe nicht bewusst ist. Gezielt werden positive Begriffe und Institutionen ihres Inhaltes beraubt und im liberalen Sinne umgedeutet. Das jüngste Opfer dieses nihilistischen Feldzuges war die Ehe.
Die Frage des 21. Jahrhunderts
Zu diesem Zweck sollen hier in regelmäßigen Abständen wichtige Leitbegriffe zur Reconquista der Metapolitik erklärt werden. Den Anfang macht der Leitbegriff des 21. Jahrhunderts: Die Identität.
Egal ob es um die Masseneinwanderung in unseren Kontinent geht, die Politik der Schuld, das Scheitern von Ehe und Familie in Westeuropa oder den Zusammenbruch europäischer Moralvorstellungen: All das hat mit dem Thema Identität zu tun.
Unter Identität versteht man das Bewusstsein eines Menschen von sich selbst. Wer bin ich? Was macht mich aus? Wo gehöre ich dazu? Und: Wer bin ich nicht? Wer sind die Anderen? Der Anfang jeder Identitätsbildung beginnt immer mit dem eigenen Ich.
Während das Ich für alle traditionellen Gesellschaften das Sprungbrett zur Gruppen/Wir-Identität darstellt, duldet die liberale Gesellschaft nur diese eine Identität.
Liberale Identität: Heute Mann, morgen Frau, aber auf keinen Fall Europäer
Im Sinne des kapitalistischen “Eat. Consume. Die.” und “YOLO”-Denkens („You only live once“) wird der Mensch auf sein nacktes Ich reduziert. Der einzelne Mensch im Westen des 21. Jahrhunderts darf alles sein: Heute Mann, morgen Frau (Bei Geisteskranken die sich als “genderfluid” sehen) ein 6 jähriges Mädchen oder gar ein Delphin (Im Falle der “Furrys”).
Nur eines darf man nicht sein: Teil einer kollektiven Identität. Im Liberalismus darf der Mensch nur als Individuum existieren. Doch kein Mensch kann alleine, losgelöst von allen anderen Menschen überleben.
Dabei verschweigt der Liberalismus auch, dass die Identität des Menschen sowohl eine ethnische, als auch eine kulturelle Seite hat. Während man unter der ethnischen Seite seine Abstammung und damit die Ahnenreihe versteht, die einen ausmacht; besteht die kulturelle Seite aus Geschichte, Sprache, Bräuchen und Traditionen.
Der Mensch ist also weder ein Individuum, noch sonst ein “eindimensionales” Wesen – besonders deutlich wird dies bei der kollektiven Identität.
Die drei Ebenen der Identität
Seit Anbeginn schließen sich Menschen zu Gruppen zusammen. Die wohl allgegenwärtigste und grundlegendste Gruppe ist die Familie, als Schutz und Geborgenheit spendende Reproduktionseinheit. Vater und Mutter dienen ihren Kinder als Rollenmodell. Doch ist die Familie aufgrund ihrer Größe noch kein politischer Verband, der über die engsten Blutsbande hinausgeht.
Stadt und Land – die regionale Identität
Dies passiert erst auf der Ebene der regionalen Identität: die nahe liegendste Orientierungseinheit ist dabei die eigene Heimatregion mitsamt einer (Stammes-)Gemeinschaft von Menschen, mit denen man selbst blutsverwandt ist. Die regionale Identität kann sich auch über die Bürgerschaft in einer Stadt definieren, wie dies etwa im antiken Griechenland der Fall war. Regionale Geschichte, Dialekte und Bräuche sind ihr Ausdruck. Die regionale Identität ist damit die erste Ebene der Gruppenidentität.
Das Volk – Die nationale Identität
Mehrere regionale Identitäten können schließlich aufgrund einer gemeinsamen Geschichte, Sprache und Abstammungsgemeinschaft ein Volk bilden – den Ausdruck der nationalen Identität. Entscheidend war hier in der Vergangenheit vor allem der Wille: So schlossen etwa die niederdeutsch sprechenden mit den oberdeutschen Stämmen eine Schicksalsgemeinschaft als Volk, obwohl sie linguistisch gesehen jeweils eine andere Sprache sprachen – das heutige Hochdeutsch und das Deutsche Volk sind das Ergebnis dieses Prozesses. Die Volksbildung passiert also nicht nur über ethnische Verwandtschaft.
Der Zweck eines Volkes als zweiter Ebene der kollektiven Identität ist vor allem der Schutz der regionalen Identitäten: So wie der Einzelne alleine zu schwach ist, um sich gegen eine Gruppe von Menschen zu behaupten, braucht es Völker, um die einzelnen Stämme zu verteidigen. Eine Familie ist mehr als die Summe ihrer Mitglieder, genauso, wie ein Volk mehr als die Summe der es umschließenden regionalen Identitäten ist: Eine Schicksalsgemeinschaft. Schließlich gibt es auch noch über den Völkern eine weitere Ebene der kollektiven Identität, die zugleich auch die höchste politische Organisationsform des Menschen ist: Die Zivilisation.
Zukünftiger Souverän – die Zivilisation
Eine Zivilisation schließlich umfasst mehrere Völker, meistens sogar einen ganzen Großraum. Europa bildet hierbei eine der ältesten Zivilisationen, welche unter dem Einfluss des Christentums im Mittelalter entstand und spätestens mit der Krönung Karls des Großen zum Römischen Kaiser zu Weihnachten im Jahre 800 politisch Realität wurde. Auch im Falle der Zivilisation ist es die Summe von gemeinsamer Religion, Geschichte und Abstammung, der verschiedene Völker zusammenrücken lässt. Nach dem Ende des Mittelalters geschah dies vor allem immer wieder angesichts massiver Bedrohungen von außen, wie etwa der muslimischen Expansion der Osmanen nach Europa. Auch Bruderkriege können zu einer Einigung führen: So waren etwa der Erste und der Zweite Weltkrieg entscheidender Motor für die Europäische Einigung nach 1945. Durch die politische Selbstzerfleischung im Bürgerkrieg wurde Europa letztlich geteilt und zum Spielball zweier Mächte: der USA und der Sowjetunion. Bis heute ist Europa nicht souverän, was man insbesondere an der Europäischen Union (EU) merken kann, die bis heute ein Vasall der USA ist.
Von der unipolaren Globalisierung zur multipolaren Welt der Zivilisationen
Heute, 25 Jahre nach Ende des Kalten Krieges sind die Karten neugemischt. Nicht nur in Europa, auf der ganzen Welt streben Völker nach dem Aufbau von Zivilisationen: Im postsowjetischen Raum ist es der Eurasische Gedanke, der mit der Gründung der Eurasischen Wirtschaftsgemeinschaft immer mehr Gestalt annimmt. Aber auch Staaten wie Indien und China, die beide für sich genommen schon eine Zivilisation darstellen, streben danach, ihren eigenen Großraum zu konstituieren – dies erfolgt gegen den massiven Widerstand der USA, die versuchen ihre Vorstellung von Zivilisation weltweit allen anderen Völkern aufzuzwingen.
Der Nationalstaat ist nicht obsolet, aber die Zeiten des Westfälischen Systems, in welchen er souverän war, d.h. im Konfliktfall seine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung aufrecht erhalten konnte, sind vorbei.
Um heute den Einfluss der Hypermacht USA entgegentreten zu können, müssen sich mehrere Nationalstaaten auf einer höheren Ebene zusammenschließen, um sich gegen Liberalismus und Kapitalismus zur Wehr setzen zu können. Nur die Zivilisation kann heute noch souverän sein.