Sieferle – Finis Germania

Sieferle – Finis Germania

Ein Skandal weht zur Zeit durch den deutschen Blätterwald – ein Skandal um das im Verlag Antaios erschienene Buch „Finis Germania“. Der 2016 verstorbene Autor Rolf Peter Sieferle kann sich gegen die Angriffe nicht mehr wehren – ein Grund mehr, ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen!

Eine Klarstellung zum Skandal um das Buch kann man hier nachlesen.

Doch wovon handelt das Buch Sieferles eigentlich und warum wird sein Inhalt, wie so oft bei unangenehmen Büchern, totgeschwiegen?

Die Vergangenheitsbewältigung, die nicht enden will

In Sieferles Buch kommen zwei große Themen zur Sprache:

1) Die Kritik an der liberalen Gesellschaft und an der Westlichen Zivilisation

2) Die Vergangenheitsbewältigung in Deutschland.

Beide sind von größter Wichtigkeit, wobei Letzteres direkt die sakrale Grundlage der Bundesrepublik Deutschland angreift, nämlich ihren negativen Gründungsmythos, den Holocaust. Und genau bei diesem Abschnitt merkt man Sieferles Buch auch an, dass es in den 90er Jahren geschrieben und inhaltlich nicht mehr aktualisiert wurde.

Zwar kritisiert Sieferle gekonnt die deutsche Politik der Schuld und zeigt auf, dass sie dazu verwendet wird, um die Masseneinwanderung zu legitimieren und jeglichen patriotischen Widerstand dagegen zu brechen.

Die Politik der Schuld – kein singulär deutsches Ereignis

Jedoch gewinnt man den Eindruck, dass er dabei selbst zu sehr in die Dogmen der Bundesrepublik eintaucht. Die Deutschen werden zum dämonischen Täter- die Juden zum heiligen Opfervolk.

Dabei verengt sich sein Blick zu sehr auf die deutschen Befindlichkeiten. Die Politik der Schuld in Frankreich und England (Kolonialzeit) sowie Schweden („Rechtspopulismus“) werden nicht als wichtiger Vergleich zum deutschen Fall hergezogen.

Tut man dies nämlich nach dem Vorbild von Paul Gottfried (Multikulturalismus und die Politik der Schuld), merkt man schnell, dass diese Vernichtung der eigenen Geschichte nichts anderes, als ein Herrschaftsmodus des Therapeutischen Staates westlicher Prägung ist.

Dementsprechend weniger pessimistisch und fatalistisch kann man auch dann diese Politik sehen: Wenn sie keine dämonische Verschwörung/kein singulär deutsches Ereignis ist, dass nicht zwangsläufig zum Ende des deutschen Volkes führen muss, dann kann man sie natürlich auch bekämpfen.

Das ist auch gleichzeitig mein größter Kritikpunkt an diesem Buch: Sein unglaublich düsterer und fatalistischer Ton. Zwar kann man es als Einführung in das Thema Vergangenheitsbewältigung verwenden, aber nicht als alleinigen Zugang zu dem Thema. Sonst kann man sich nur in Depressionen flüchten.

Die Kritik der „bundesrepublikanischen Zivilisation“ – Sieferles Steckenpferd

Bei der Kritik an der Konsumgesellschaft und an der westlichen Zivilisation läuft sein Buch hingegen zur Topform auf. Westlicher Konsumterror und Wohlstandsverwahrlosung werden zerrissen und treffend auf den Punkt gebracht:

„Die Massenzivilisation ist deshalb so unkultiviert (und merkt dies nicht einmal), weil in ihr ein vulgärer Typus an der Herrschaft ist: der Massenmensch, für den Fast food und Entertainmentkultur geschaffen sind und dessen Bedürfnissen sie exakt entsprechen. Die Vollendung der Zivilisation ist das kulturelle Tierreich: das Reich der niederen Bedürfnisse. Hier stirbt keiner mehr für ein Ideal, sondern man bringt sich durch Raubüberfälle oder in Bandenkriegen um, in denen es um Rauschgiftreviere und Schutzgelderpressung geht. Der Naturzustand steht am Ende, nicht am Anfang der bürgerlichen Gesellschaft. Nachdem das Aas des Leviathan verzehrt ist, gehen sich die Würmer gegenseitig an den Kragen.“ (Sieferle 2017 S.93)

Auch die Selbstausbeutung des Westens steht in der Kritik:

„Rückblickend kann das 20. Jahrhundert wohl als eine Zeit ungeheurer Verschwendung charakterisiert werden, als eine Epoche, die im Überfluss dahertaumelte. Man ging mit allem verschwenderisch um: mit Ressourcen, aber auch mit Menschen, mit Ideen, mit kulturellen Beständen. Diese große Verschwendung, ihre Maßlosigkeit war vielfach eine Selbstverschwendung, etwa in den kolossalen Kriegen und Revolutionen, den Massenmorden und Quälereien, die (bislang) singuläre Dimensionen annahmen.“ (ebenda, S.94)

Ein kluges Büchlein, nicht ganz auf der Höhe seiner Zeit

Insgesamt kann man Sieferles Werk als gelungene Kritik am Westen und weniger gelungene Vergangenheitsbewältigung betrachten. Man kauft das Buch am besten hier direkt bei Antaios – wo auch seine empfehlenswerte Schrift zur Einwanderungskrise aus dem Hause Tumult zu haben ist.

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